«Für eine lebenswerte Stadt für alle»
«Seit meiner Jugend engagiere ich mich für ein soziales, ökologisches und vielfältiges Winterthur. Für eine Stadt, in der man gern lebt. Eine Stadt, in der alle mitmachen und mitbestimmen können. Eine Stadt, in der alle die gleichen Chancen und Perspektiven haben. Unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Einkommen oder sexueller Orientierung. Dafür setze ich mich seit 30 Jahren in der SP ein»
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Die letzten Jahre haben uns auf die Probe gestellt. Auf zwei Jahre Coronapandemie folgte der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Mit unermesslichem menschlichem Leid und Millionen von Flüchtlingen. Es drohte eine Energiemangellage. Und die Menschen spürten die starke Teuerung, höhere Lebenshaltungskosten und steigenden Mieten.
Was sind die Lehren aus diesen Ereignissen?
Ein leistungsfähiger Staat, der in Notsituationen funktioniert und bei Bedarf in Not geratene Unternehmen und Menschen unterstützt, ist zentral
In unsicheren Zeiten braucht es mehr denn je eine klare Haltung, Grundwerte und Standfestigkeit
Und wir brauchen soziale Sicherheit: Löhne und Renten, die zum Leben – und insbesondere auch zum Wohnen – reichen.
Wir haben in Winterthur die Probe bestanden. Denn wir sind diesen Unsicherheiten nicht mit Abschottung, Ausgrenzung, Spaltung und dem Ruf nach autoritärer Führung begegnet – wie leider aktuell an vielen Orten der Welt. Unsere Antwort war mehr Solidarität, mehr soziale Gerechtigkeit und mehr Teilhabe.
Mehr Solidarität
Der Angriff Russlands auf die Ukraine war und ist auch ein Angriff auf unsere Werte. Auf Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und eine freiheitliche Gesellschaft. Deshalb haben wir Flagge gezeigt und Partei ergriffen. Unsere uneingeschränkte Solidarität mit der Ukraine – mit Symbolen und Taten – ist wichtig. Seit dem Kriegsausbruch hat sich die Zahl der Geflüchteten in Winterthur vervierfacht. Wir konnten diese Menschen unterbringen, unterstützen, aufnehmen und zunehmend auch integrieren. Viele Stellen in- und ausserhalb der Stadtverwaltung, private und kirchliche Organisationen und die Winterthurer Bevölkerung haben mitgeholfen. Dafür bin ich als für die Asylpolitik in Winterthur zuständiger Sozialstadtrat dankbar. Unser Handeln wird verstanden und durch die Bevölkerung unterstützt. Es macht mich stolz, dass wir eine der grössten Herausforderungen dieser Legislatur gemeinsam so gut bewältigen konnten.
Mehr soziale Gerechtigkeit
Für viele Menschen wurden in den letzten Jahren stark steigende Wohnungsmieten und Preiserhöhungen zu einem echten Problem. Die Winterthurer Bevölkerung will faire Löhne und Renten. Rund zwei Drittel sagten JA zum Mindestlohn, zur 13. AHV-Rente und zur Pflegeinitiative. Ein klares Zeichen für den Stellenwert sozialpolitischer Themen und die Wertschätzung von Arbeit. Die Menschen sollen von ihrer Arbeit und ihrer Rente in Würde leben und wohnen können.
Mehr Teilhabe
Es ist mir wichtig, dass alle ihren Platz in unserer Gesellschaft haben und sich zugehörig fühlen. Mindestlöhne, sichere Renten und bei Bedarf soziale Unterstützungsleistungen, die Teilhabe ermöglichen, sind Voraussetzung dafür. Die Menschen müssen sich aber auch einbringen, mitmachen, mitbestimmen können. In der Jugendförderung haben wir in Oberwinterthur ein Modellprojekt durchgeführt und Kinder und Jugendliche einbezogen. Eine Forderung war, sich im öffentlichen Raum künstlerisch betätigen zu können. Es entstand daraus die Freiluftgalerie an der Hegistrasse. 200 Schüler:innen und 100 Künstler:innen haben die schweizweit längste Kunstgalerie geschaffen. Die Farbe ins Quartier und ins Leben bringt und an der ich jeden Tag mit dem Velo entlangfahren darf. Letztes Jahr haben wir zur Erarbeitung der Altersstrategie vier Mitwirkungsveranstaltungen mit Senior:innen durchgeführt. Die seither erarbeiteten Wünsche werden nun von den Beteiligten präsentiert.
Es geht um die Menschen
Wir haben wichtige Strategien und Konzepte, die wir erarbeiten, umsetzen oder weiterentwickeln. Das ist aber kein Selbstzweck. Sondern sie müssen dazu beitragen, die Lebenssituation der Menschen in unserer Stadt zu verbessern.
Unser Projekt zur Reduktion der Fallbelastung für die Mitarbeitenden in der Sozialhilfe sorgte schweizweit für Beachtung und wurde mittlerweile von Dutzenden von Kantonen, Städten und Gemeinden adaptiert. Wir konnten nachweisen, dass mit mehr Personal und etwas mehr Zeit in der Beratung die Sozialhilfekosten reduziert und mehr Menschen selbständig werden können. Die beeindruckenden Entwicklungen in den letzten Jahren – wir haben einen deutlichen Rückgang der Sozialhilfequoten und der Kosten – sprechen für sich. Noch anschaulicher sind aber Fallbeispiele, mit denen anschaulich aufzeigen konnten, wie sich die Falllastreduktion und damit verbunden mehr Zeit für Sozialberatung und Vernetzung positiv für die Betroffenen auswirken. Indem sie eine Stelle fanden oder Sozialversicherungsleistungen erhielten.
Das gilt auch für andere, konkrete Beispiele:
Etwa die 79-jährige Marianne Leonhardt, die ich Ende Februar beim Tag der offenen Tür im Wohnen mit Service Brühlgut traf, und die nach langem Suchen dank unserem neuen Angebot eine passende und bezahlbare Wohnung fand, in der sie sich wohl fühlt.
Oder Gregor, der als Botschafter bei der Eröffnung der Lernstube vorletzten Herbst im Treffpunkt Vogelsang war und erzählt hat, wie ihm der Gang in die Lernstube geholfen hat beim Ausfüllen diverser Unterlagen: «Ich bin als anderer Mensch dort rausgegangen.»
Oder Susanna Bosshard, die ich dieses Jahr an der 1.-Mai-Feier getroffen habe. Der Landbote hatte sie im Vorfeld zur Abstimmung zur Mindestlohn-Initiative porträtiert und eindrücklich aufgezeigt, was es heisst, im Tieflohnbereich zu arbeiten.
Diese Begegnungen, diese Menschen motivieren mich. Gerne will ich mich für diese Menschen auch in den kommenden Jahren engagieren. Als Sozialstadtrat. Für eine lebenswerte Stadt für alle.
Nicolas Galladé