Sommerferien
«Foif Wuche Ferie, juhee, juhei, vor luuter Freud zabbled mir d’Ärm und d’Bei“. So begann vor rund vierzig Jahren am letzten Tag vor den Sommerferien die Theateraufführung in meiner Unterstufenklasse im Schulhaus Schachen. Ich erinnere mich weder an den Inhalt noch an den Titel dieses Stücks – aber meinen Einstiegssatz werde ich wohl nie vergessen. Weil er zu mir passte.
Die Sommerferien waren für mich das Grösste. Fünf Wochen Ferien. Eine endlos scheinende Zeit. Mit unendlich viel freier Zeit. Den ganzen Tag mit meinen Freunden im Wolfi. Im Wasser. Am Pingpong-Tisch. Auf der Wiese, wo wir mit Badetüchern oder Aschenbechern die Fussballtore markierten. Glacé und Süssigkeiten am Schwümbi-Kiosk.
Viele Dinge ändern sich. Manche bleiben. Bei mir etwa die Vorfreude auf die Sommerferien. Schulferien haben nicht in jeder Lebensphase dieselbe Bedeutung. Dennoch markieren die Sommerferien für mich bis heute die Zeitspanne im Jahr, in der nicht alles im selben Masse durchgetaktet ist. In der der Alltag in weite Ferne rückt. In der man sich treiben lassen kann. Das galt auch immer in Bezug auf mein politisches Engagement: Schulferienzeit und insbesondere Sommerferienzeit ist in hohem Masse auch polit- und sitzungsfreie Zeit.
Geändert hat sich natürlich, wie ich die Sommerferien verbrachte. Auf die Schwümbi-Ferien in der frühen Kindheit folgten Ferien mit Familie, Bekannten oder Verwandten. Im Wallis, auf dem Campingplatz in Interlaken oder am Mittelmeer. Danach Teenager-Ferien mit Freunden. Mit dem Velo an den Lago Maggiore. Mit dem TGV nach Paris und an den Atlantik. Per Interrail quer durch Europa. Oder via Amsterdam nach Lloret del Mar. Später kamen auch Ferien und Reisen ausserhalb von Europa dazu. In den letzten Jahren schliesst sich der Kreis wieder. Familienferien mit dem Sportpass und in der näheren Umgebung der Deutschschweiz sind angesagt.
Geblieben ist aber, ganz unabhängig, wie man die Ferien verbringt, die letzte Phase vor den Ferien und die erwünschte Wirkung. Man «hechtet» sich gerade noch aus der zunehmenden Alltagshektik, wo alle noch die letzten Dinge erledigen müssen, in die Sommerferien. In der Hoffnung, dort Abstand zu gewinnen und aufzutanken. Und danach mit viel Gelassenheit in einen entspannteren Alltag zurückzukehren.
Das wünsche ich mir. Und Ihnen. Erst mal aber: Erholsame Ferien. Und einen schönen Sommer.
Nicolas Galladé, Stadtrat und Vorsteher Departement Soziales