«Zukunft braucht Erinnerung»
Deshalb wird heute der «International Holocaust Remembrance Day» begangen. Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee befreit. Auch wenn bis zum Kriegsende in anderen Konzentrationslagern noch zahlreiche Jüdinnen und Juden und andere durch den Nationalsozialismus verfolgte Minderheiten umgebracht werden sollten, bestimmte die Generalversammlung der Vereinten Nationen 2005, anlässlich des 60. Jahrestages der Befreiung der Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, den 27. Januar zum internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust.
Fester Bestandteil der Holocaust-Erinnerungskultur ist auch das Projekt Stolpersteine, das vielleicht grösste dezentrale Mahnmal der Welt. Es erinnert, im Alltag und dauerhaft, an Menschen, die dem Nationalsozialismus zum Opfer fielen. Auf der Oberseite der Stolpersteine, die auf den Strassen und Gassen vor ihren ehemaligen Wohnhäusern platziert werden, sind auf einer Messingplatte ihre Namen eingraviert. Hinter diesem Projekt steht der deutsche Künstler Gunter Demnig. Seit 1996 wurden über 90’000 Steine in weit über 1000 deutschen Gemeinden und mittlerweile 27 Ländern in Europa gesetzt, darunter auch in der Schweiz. Bald werden auch in Winterthur, an der Marktgasse, die ersten Stolpersteine gesetzt. Im Gedenken an Therese, Bertha und Lina Levitus. Drei Frauen, die um die Jahrhundertwende während rund fünfzehn Jahren in Winterthur lebten. Später wurden sie, nach ihrer Abschiebung in die damalige Tschechoslowakei in den 1920er-Jahren, in den Konzentrationslagern Theresienstadt und Auschwitz umgebracht. Die Initiative für diese Stolpersteine im Gedenken an die Familie Levitus in Winterthur hat der Lokalhistoriker Miguel Garcia ergriffen. Zusammen mit dem Historischen Verein Winterthur, der Israelitischen Gemeinde Winterthur und dem Verein Stolpersteine Schweiz gelangte er letztes Jahr an den Stadtrat. Dieser hat beschlossen, die Aktion zu unterstützen.
Denn Zukunft braucht Erinnerung. Erinnerung braucht aber auch Zukunft. Oder wie es der Holocaust-Überlebende Max Mannheimer, der sich bis an sein Lebensende stark in der Erinnerungskultur an die Verbrechen des Nationalsozialismus engagierte, formulierte: «Ihr seid nicht schuld an dem, was war, aber verantwortlich dafür, dass es nicht mehr geschieht.»