«Gömmer is Juhu?»

Das «Juhu» ist eines der ältesten Jugendhäuser der Schweiz. Es war immer niederschwellig zugänglich. Gerade auch für junge Menschen, die unangepasst waren und eine Alternative zur Gesellschaft und den bestehenden Angeboten suchten. Und an der Steinberggasse 31 fündig wurden.

Anfang Juli 1963 wurde dort das Juhu eröffnet. Mit Jazz-Keller, Küche, Kafi, Billard-Zimmer und Bibliothek. Es folgten bewegte Zeiten, die die Entwicklung der Gesellschaft und der Jugendkultur widerspiegeln. So verkehrten bald nach der Gründung die «Halbstarken» im Juhu, mit denen man sich arrangieren musste, damit nicht andere Jugendliche abgeschreckt wurden. In den 70er-Jahren folgten Auseinandersetzungen rund um staats- und armeekritische Verlautbarungen im Juhu und der Forderung nach einem autonomen Jugendzentrum. Anfang der 80er-Jahre wurde diese Forderung im Nachgang der Globuskrawalle wieder aufgenommen und umgesetzt – das Experiment scheiterte. Auf die kreative Selbstverwaltung folgten die Auswirkungen der aufkommenden Drogenproblematik. Bis zu 20 Leute aus der Drogenszene wohnten zeitweise im Juhu und verwandelten dieses in eine Notschlafstelle. Zwei Mal brennt es, worauf das Juhu für ein paar Monate geschlossen wird.

Die Drogenproblematik begleitet das Juhu weiter – bis die Stadt Winterthur 1992 dem drogenpolitischen Massnahmenpaket zustimmt, das Einrichtungen wie die Notschlafstelle, die Drogenanlaufstelle und später auch die ärztlich kontrollierte Heroin- und Methadonabgabe ermöglicht. Mit einer Leistungsvereinbarung mit der Stadt erhält das Juhu eine solide finanzielle Grundlage. In der Folge wird eine breite Nutzung angestrebt. Das Juhu fördert die junge Kultur, schafft spezifische Angebote für Mädchen und junge Frauen und versteht sich explizit als Teil der offenen Jugendarbeit Winterthur. Nach der Flüchtlingsbewegung 2015 prägen auch junge Menschen aus Syrien, Iran, Irak, Afghanistan und Eritrea das Bild im Juhu. Während des Corona-Lockdowns musste das Juhu schliessen und das Team betrieb aufsuchende Jugendarbeit. In jüngerer Vergangenheit führen Juhu-Mitarbeitende auch Angebote und Treffs für queere Jugendliche durch und organisiert Weiterbildungen für andere Teams der Jugendarbeit zu diesem Thema.

Am kommenden Samstag feiert das Juhu seinen sechzigsten Geburtstag und öffnet seine Türen. «Gömmer is Juhu?».

Nicolas Galladé, Stadtrat und Vorsteher Departement Soziales